WZ-Nr. 157: Gesetze im Vergleich zu Prinzipien


In den verschiedenen Lexika wird der Begriff ‹Prinzip› mehrheitlich als Grundlage, Ausgangspunkt, Urgrund oder Voraussetzung bezeichnet. Auch in vielen Philosophien wurde der Versuch unternommen, den Begriff ‹Prinzip› verstehen und beschreiben zu können. Und tatsächlich, nüchtern betrachtet, ist das keinesfalls ein einfaches Unterfangen.
Ein Prinzip bezeichnet etwas Urgründiges, in alles Existente Hineinreichendes und durch alles Existente Hindurchreichendes, wodurch das Existente durch Prinzipien erst möglich wird und existent sein kann.

Ein Prinzip in einem gegebenen, noch nicht erkannten, schlicht und einfach nur da-seienden Umfeld ist ein Unveränderbares und zugleich ein Unendliches. Wie ist dieses Unveränderbare nun aber zu verstehen, wenn doch gesagt wurde, dass sich alles verändert und einer steten Evolution folgt und unterworfen ist? Schon Heraklit (Beiname, der Dunkle; ca. 540–480 v. Chr.) stellte in seinen noch erhaltenen Fragmenten fest: «Alles fliesst» resp. «Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.»
Betrachtet man gewisse Sachverhalte genauer, lässt sich in diesem Zusammenhang feststellen, dass die stete, ewige und fortfolgende Evolution nichts anderes darstellt als ein Prinzip. Die Aussage: «Alles evolutioniert sich», oder wie bereits Heraklit erkannte: «Alles fliesst», entspricht einem Prinzip, das sprachlich formuliert ist und für alle Existenz und Zeit unveränderlich und unendlich bestehen
bleibt.
Sowohl Heraklit wie auch der moderne Mensch und die Menschen, die die Geisteslehre lernen, haben vom Grundsatz her das gleiche gesehen, empfunden und erkannt – nämlich das Prinzip. Allerdings ist nicht unbedingt anzunehmen, dass sich Heraklit – ganz unabhängig von seinen Fähigkeiten – der Tragweite seiner Aussage weitgehend oder vollumfänglich bewusst war. Der moderne Mensch hingegen wird hier – zumindest, was den naturwissenschaftlichen Bereich angeht – bestimmt schon einiges weiter sein, denn er hat bereits eine relativ handfeste Vorstellung wie auch eine gewisse Kenntnis da von, was Evolution ist. Für den Geisteslehre betreibenden Menschen hingegen ist das Verständnis um die Sache der Evolution bestimmt schon viel umfassender. Die genaue Kenntnis und Erkenntnis der Wirkung des Grundprinzips und dessen, was es an weiteren und feineren Prinzipien und umfassenden Querverweisen alles beinhaltet, ist einer steten Verjüngung, Entwicklung und Evolution unterworfen.
Diese Analyse soll im Folgenden an einem sehr einfachen, jedoch hilfreichen Beispiel veranschaulicht werden. Dazu dient das allseits bekannte Velo (= Fahrrad). Das Fahrrad oder Velo wurde 1817 durch die Entdeckung des Zweiradprinzips erfunden (oder neu erfunden; wie immer man das sehen will). Vereinfacht dargestellt bleibt das Prinzip des Fahrrades sozusagen immer das gleiche. Die ersten Räder wie auch die heutigen sind für jedermann erkennbar, zweifelsohne Velos. Daran hat sich nichts Grundlegendes geändert. Es lässt sich somit aussagen: Das Prinzipielle ist gleich geblieben. Was sich jedoch im Laufe der Jahrzehnte änderte, ist die Vorstellung und Bewusstheit über ein Fahrrad, nämlich, was es alles beinhalten muss, um für uns heutige Menschen vollwertig zu sein. Was sich somit änderte, ist die feiner werdende Kenntnis und Erkenntnis sowie der laufende Bewusstwerdungsprozess über das vorhandene Prinzip und seinen umfassenden Inhalt, was letztlich nichts anderes ist als Evolution.
Das Prinzip ist etwas Grundlegendes und beinhaltet auch die Funktion. Es zeigt auf, dass etwas nur so und auf diese Art und Weise funktionieren kann. Die Erkenntnis resp. die fortfolgenden und stetig feiner werdenden Kenntnisse und Erkenntnisse über ein gegebenes Prinzip, seine sich verfeinernden Verästelungen und sich weiter daraus ergebenden Prinzipien reichen letztlich ins Endlose, ins Unendliche, weil stetig mehr und Umfassenderes über das Gleichbleibende erkannt und zur Bewusstheit wird. Als ein Nebenprodukt (eine Nebenerkenntnis) dieser Aussage lässt sich noch folgendes ableiten: Die stetige immerwährende Evolution und die Erweiterung und Evolution des Bewusstseins und der Bewusstheit fallen auf einleuchtende Weise zusammen.
Im Folgenden soll noch ein etwas schwierigeres Beispiel betrachtet werden: Das SEIN, vereinfacht dargestellt, ist stets gleichbleibend, und zwar deshalb, weil das SEIN immer das SEIN ist und niemals zu etwas anderem werden kann, obwohl es stetig evolutioniert. Die Bewusstwerdung darüber, was das SEIN ist, was es alles ausmacht und beinhaltet usw., ist für uns Menschen wie auch für alle anderen Existenzen ein nie endender evolutiver Prozess. Geschweige denn, dass wir Menschen kaum eine Ahnung davon haben, was wir in den Mund nehmen, wenn wir den Begriff SEIN aussprechen.
Die Prinzipien fundieren in der Ur-Stofflichkeit, aus der alles besteht. Dies gilt im materiellen wie im fein- und feinststofflichen Bereich des Geistigen. Stoff, welcher Klasse er auch immer angehört, ist nicht nur einfach als Materie und Verkörperung zu verstehen, sondern gleichzeitig und insbesondere als energetische Schwingung. Das Stoffliche ist stofflich und prinzipiell, in welcher Manifestation und Form auch immer es zum Ausdruck kommt resp. mit ihm bewusst gearbeitet wird.