Leserfragen zur Platonieliebe

Leserfragen
Am 24. August 2013 beim 571. offiziellen Kontaktgespräch an Ptaah gerichtete Frage und dessen sowie meine Antwort hinsichtlich einer Frage in bezug auf folgendes:

How can we understand having mutual sex with a friend, without procreation and without aiming to an Union love, and still be talking about platonic love?
Wie können wir einvernehmlichen Sex mit einem Freund/einer Freundin haben, ohne Zeugung und ohne Absicht einer Bündnisliebe, und nichtsdestotrotz von platonischer Liebe sprechen?
Michael Horn, USA

Antwort
Billy Sieh hier, diese Frage, die aus der Liste von Michael Horn stammt und die ich auch noch Christian stellen will, um zu sehen, was er dazu meint. Vielleicht weiss er, worauf sie sich bezieht oder woraus sie entspringt. Zwar kann ich sie wohl beantworten, doch wäre ich froh, wenn auch du deine Meinung dazu sagen könntest. Meinerseits will ich als Antwort folgendes aufführen:

Seit der philosophischen Platonieliebe-Lehre von Platon verstehen die Menschen darunter eine Liebe zweier Menschen zueinander, die ohne jegliche sexuelle Interessen sein und die nur in Gedanken und Gefühlen einer starken Verbundenheit und gegenseitiger Zuneigung zum Ausdruck kommen soll. Also wird die Platonieliebe eine Liebe ohne sexuelle Erfüllung genannt, wobei behauptet wird, dass nichtsexuelle Liebe viel alltäglicher sei, als dies allgemein erscheine. Eine Behauptung, die meines Erachtens einer Lüge entspricht, weil jeder Mensch, Mann wie Frau, von erotischen Regungen befallen wird, und zwar auch in sogenannten engen und tiefen Freundschaften, sei dies in verschiedengeschlechtlicher oder gleichgeschlechtlicher Form. Wenn Menschen – auch wieder meines Erachtens – eine sogenannte platonische Liebe pflegen, dann kann es sich dabei in einer sehr engen, tiefen Freundschaft nur um eine einseitige, unerwiderte und nichterfüllte Liebe handeln; sei dies nun zwischen Mann und Frau, Frau und Frau oder Mann und Mann. Also kann es sich bei einer Platonieliebe um nichts anderes handeln als nur um eine Illusion sowie Schwärmerei ohne Hand und Fuss. Das Ganze fundiert in einer platonisch-philosophischen Unmöglichkeit, deren Beweggründe Platon wohl in einer ‹vergeistigten Liebe› und in asketischen Idealen suchte, die völlig weltfremd waren und es auch heute noch sind und auch bleiben werden. Platon selbst hatte ja zu seiner Zeit absolut keinen blassen Dunst von seiner platonischen Liebeslehre, denn er fabulierte nur davon, wie mir Sfath einmal erklärte. Diese philosophische Unmöglichkeit wurde leider ja auch von den Religionen und Sekten sowie von diversen anderen Ideologien unbedacht übernommen.
Platonische Liebe ist eine Liebeform, die seit der Renaissance nach dem altgriechischen Philosophen Platon (428/427–347 v. Jmmanuel) benannt wird. Das Ganze beruht auf einer philosophischen Theorie, die in einer – meines Erachtens – falschen Begründung einer freundschaftlichen Liebe fusst, die mir in ihrem Ansinnen utopisch erscheint, wobei sich die Befürworter dieser falschphilosophischen These eben auf die unhaltbare philosophische Auffassung und Darlegung von Platon berufen. Im modernen Sprachgebrauch weist der Begriff ‹platonische Liebe› aber nicht nur eine Bedeutung, sondern auch Nebenbedeutungen auf, die mit dem ursprünglichen Konzept der Philosophie von Platon wenig oder überhaupt nichts zu tun haben.
In der Liebe (Eros) sah Platon ein Streben des liebenden Menschen, das diesen immer vom Besonderen zum Allgemeinen und vom Vereinzelten zum Umfassenden führen sollte. Und das soll gemäss der Theorie von Platon dann geschehen, wenn der liebende Mensch als Philosoph in Erscheinung tritt oder es werden will, folglich er dann als solcher eine von Platon beschriebene Weise mit der Liebe pflegt.