Sprachverhunzung durch den Europarat

Der nachfolgende Artikel von Burkhard Müller-Ullrich bezieht Stellung gegen die Auswüchse des sogenannten ‹Gender-Mainstreaming›. Dieser Anglizismus hat inzwischen als neudeutscher Begriff in die deutsche Sprache Einzug gehalten. Die wenigsten Menschen wissen allerdings, was genau damit gemeint ist bzw. bezweckt wird und welche treibenden Kräfte hinter dieser Idee stecken. Möglicherweise ist das von den dafür Verantwortlichen auch so gewollt, denn böse Absichten verschleiert man am einfachsten und wirkungsvollsten, indem man sie in unverständliche Begriffe – hier als sprachpanscherischer Anglizismus resp. ‹Denglisch› – verpackt, die die wahre Motivation verschleiern, wodurch die Menschen für dumm verkauft werden sollen. Worum geht es?
Der Begriff Gender-Mainstreaming, auch Gender Mainstreaming geschrieben, bezeichnet die Initiative, die Gleichstellung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchzusetzen. Der Begriff wurde erstmals 1985 auf der 3. UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi diskutiert und zehn Jahre später auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking weiterentwickelt. Bekannt wurde Gender-Mainstreaming insbesondere dadurch, dass der Amsterdamer Vertrag 1997/1999 das Konzept zum offiziellen Ziel der Gleichstellungspolitik der Europäischen Union machte. Was will ‹Gender-Mainstreaming›?
Der Begriff ‹gender mainstreaming› lässt sich ins Deutsche als ‹durchgängige Gleichstellungsorientierung› übersetzen. Bei den Behörden der Europäischen Union werden für die Übersetzungen folgende Formulierungen verwendet: ‹geschlechtersensible Folgenabschätzung›, ‹gleichstellungsorientierte Politik› oder ‹Gleichstellungspolitik›.
Meiner Ansicht nach ist die Absicht des Europarats, alle vermeintlich das weibliche bzw. männliche Geschlecht diskriminierenden Worte resp. Begriffe aus der deutschen Sprache zu verbannen und diese durch geschlechtsneutrale Werte zu ersetzen, eine Idiotie sondergleichen. Der Europarat ist zwar kein Bestandteil der Europäischen Union und nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Rat, hat sich jedoch offensichtlich die gleichen diktatorischen Tendenzen wie die EU angeeignet. Die Vorschläge des Europarats fliessen in die Gremien der EU ein; er ist also sozusagen ein Zulieferer neuer Ideen und Vorschläge und somit gegebenenfalls ein Instrument für die Zwecke der EU. Das geplante Abschaffen aller Begriffe aus der deutschen Sprache, die gemäss der Sichtweise des Europarats auch nur ansatzweise zu einer geschlechtsspezifischen Diskriminierung führen könnten, ist offenbar ein verdeckter Versuch, das Deutsche dem Englischen anzugleichen, das bekanntlich nur den geschlechtslosen Artikel ‹the› kennt, also kein ‹der›, ‹die› und ‹das› wie im Deutschen. Das ‹gender mainstreaming› erinnert dabei an die sogenannten ‹Säuberungsaktionen› diktatorischer Regime resp. an die mittelalterlichen Hexenjagden der christlichen Inquisition. Dieses Mal sollen nicht Menschen, sondern unerlaubte Worte resp. Begriffe gejagt und vernichtet werden, die als verdächtig gelten und aus dem Kultur- und Sprachgebrauch ausgemerzt werden sollen, weil sie angeblich diskriminierende Tendenzen aufweisen. Die deutsche Sprache würde durch das verbrecherische Verbiegen, Verstümmeln und Vernichten ihrer Begriffe, Stilmittel, Ausdrucksmöglichkeiten, Traditionen und Werte zu einem stil- und leblosen Instrument vergewaltigt und letztlich zu einer identitäts- und wertlosen Unsprache verkommen – zu einer toten Sprache ohne Sinn und Wert.
Vielleicht soll nach dem Willen der Europa-Bosse alles auf eine geschlechterlose Sprache hinauslaufen, mit der sich die Menschen Europas nicht mehr identifizieren können, womit sie sich noch ein Stück weiter von ihrer eigenen Identität und Individualität entfremden würden. Dies käme der Methodik einer Gehirnwäsche gleich, die totalitäre Systeme zur allgemeinen Gleichmacherei und psychischen Manipulation verwenden, die letztendlich zur völligen Entmündigung, Beherrschung und Überwachung der Menschen führen soll.