Lichtessen

Kult-esoterische Wahngläubigkeit und deren Folgen

Mit dem tragischen Tod einer esoterikgläubigen Schweizerin im Winter 2011 wurde das Thema ‹Lichtessen› bzw. Pranarismus, Breatharianismus wieder aktuell. Sie war der felsenfesten Ansicht, in der sogenannten Lichtnahrung auf ihre esoterischen Fragen endlich Antworten zu finden. Letztendlich war die Mutter erwachsener Kinder während der Lichtnahrungs-Fastenkur kläglich verhungert. Am 25.4.2012 hat die Zürcher Zeitung ‹Tages-Anzeiger› ausführlich über diese menschliche Tragödie berichtet.
In der esoterischen Bewegung Anfang der 1990er Jahre bekannt geworden, war das Lichtessen seit einigen Jahren wieder etwas in Vergessenheit geraten. Selbst die einstige Begründerin der Bewegung und Buchautorin zum Thema, Ellen Greve, eine australische Esoterikerin, hat nach mehreren Todesfällen in den Reihen ihrer Gläubigen, die die Lichtnahrungs-Fastenkur nicht überlebten, ihre ursprünglichen Aussagen im Buch relativiert. Ihre zweifelhaften Belehrungen besagen, dass nach einem 21tägigen Fastenprozess keinerlei biologisch-grobstoffliche Nahrung mehr aufgenommen werden müsse, wonach sich der Körper danach nur noch vom sogenannten ‹Prana› ernähre. (Sanskrit, m., prāṇa, Lebensatem, Lebenshauch. Im Hinduismus Leben, Lebenskraft oder Lebensenergie. Die tibetische Lehre spricht von Lung. Im alten China bekannt als Qi und in Japan als Ki.) Basierend auf dem esoterischen Wahnglauben an die Lichtnahrung wird dem Körper während der ersten Zeit von 21 Tagen die Zufuhr von flüssiger und fester Nahrung vollumfänglich verweigert. Die lebensgefährliche Irrlehre besagt, dass sich der Körper durch diesen Prozess zu Höherem wandle und bereits nach einem knappen Monat keinerlei feste Nahrung mehr benötige.
Entgegen der eigentlichen Behauptung, dass sich der Körper von Lichtnahrung ernähre, kann jedoch Licht in keiner Art und Weise gegessen werden. Die dafür vorgesehenen Körperorgane werden, nach Greves Theorie, offensichtlich überflüssig und der Körper wird angeblich direkt von der Prana-Energie durchflutet. Wahrheitlich handelt es sich jedoch um eine gefährliche und zwanghafte Form der selbstauferlegten Nahrungsverweigerung. Von einem Moment auf den anderen wird der eigene fleischlich-materielle Körper gezwungen, seine schöpferisch-natürlichen Lebensvoraussetzungen und Funktionsgrundlagen gewaltsam zu unterbinden. Das führt im menschlichen Körper unweigerlich zu Stressreaktionen.
Selbstredend hat das Licht auf den menschlichen Körper einen unbestrittenen Einfluss. Durch das unter der Haut liegende Hormon Melatonin wird z.B. bei genügender Sonneneinstrahlung das lebenswichtige Vita min D produziert. Gemäss der Fachliteratur ist das Melatonin ein Hormon, das von den Pinealozyten in der Zirbeldrüse (Epiphyse), einem Teil des Zwischenhirns, aus Serotonin produziert wird und den TagNacht-Rhythmus des menschlichen Körpers steuert. Das Vitamin D ist für die Aufrechterhaltung der verschiedensten Körper-Funktionen zuständig. Diese Vorgänge rechtfertigen jedoch niemals die unhaltbare Theorie einer vollumfänglichen Ernährung des menschlichen Körpers mit Licht.