Ein tödliches Krokodil

Krok – Krokodil – Desomorphin
Immer wieder werden wir durch die Medien über neue Drogen informiert und damit konfrontiert. Als eine der schrecklichsten Drogen der letzten Jahre wurde Crystal Meth bekannt (siehe Bulletin Nr. 23/2). Eine synthetische Droge, die die Süchtigen innerhalb kürzester Zeit entstellt. Nun wurde Crystal Meth durch eine neue Horrordroge um ein Vielfaches übertroffen.
Diese Droge tauchte erstmals 2002 in Russland auf und breitet sich seit damals epidemieartig aus. Ihr Name ‹Desomorphin› ist in der Drogenszene besser bekannt als Krokodil oder Krok. Desomorphin ist eigentlich keine neue Droge, denn es wurde erstmals 1932 in den USA synthetisiert. Es ist ein hochpotentes Opioid (früher Opiat). Desomorphin ist ein schmerzlinderndes und euphorisierendes Morphinderivat aus der Gruppe der Opioide und wird synthetisch hergestellt. In den USA wurden Anfang des 20. Jahrhunderts Versuche auf der Grundlage von Morphin durchgeführt, um neue Arzneistoffe zu erhalten, die einen starken schmerzlindernden Effekt haben sollten, jedoch keine chemische Abhängigkeit hervorrufen. Mehrere pharmakologische Stoffe wurden entwickelt. Die besten Perspektiven boten sich für Desomorphin und Metopon. Bei Tierversuchen wurde festgestellt, dass der Stoff stärker und schneller schmerzlindernd ist als Morphin. Jedoch später stellte sich heraus, dass diese Wirkung durchschnittlich nur rund vier Stunden dauert und dass die Abhängigkeit zu schnell einsetzt. Aus diesem Grund fand Desomorphin keine Anwendung als Schmerzmittel. Im Ausland wurde Desomorphin nach Operationen kurze Zeit als Schmerzmittel verwendet und unter dem Namen ‹Permonid› (Roche) verkauft.

Struktur und Eigenschaften
Desomorphin (C17H21NO2, Mr = 271.4 g/mol) ist Des-O-Morphin, d.h. Morphin, dem ein Sauerstoffatom fehlt. Es entspricht Morphin bis auf die sekundäre Hydroxygruppe und die Doppelbindung und wird auch als 7,8-Dihydro-6-desoxymorphin bezeichnet. Desomorphin wurde in den 1930er Jahren synthetisiert und 1934 patentiert. Es wurde ursprünglich als Nachfolger für Morphin entwickelt und sollte auch beim Drogenentzug eingesetzt werden. Desomorphin kann zum Beispiel durch eine katalytische Hydrierung aus Vorläuferchemikalien gewonnen werden.