Was sich in den USA so alles tut ...

19. Juli 2010, 22:25, NZZ-Online

Eine geheime Welt ausser Kontrolle US-Geheimdienste bilden laut Zeitung eine ‹staatliche Unterwelt›
Ausser der CIA ermitteln in den USA noch viele andere Dienste im geheimen.

In aller Stille hätten die USA seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ihre Geheimdienste zu einem Dickicht ausgebaut, das völlig undurchschaubar und unkontrollierbar geworden sei. Gleichzeitig sei die Liste der Pannen und Pleiten der Geheimdienste lang. Das schreibt die ‹Washington Post›.

(sda/dpa) «Eine geheime Welt, die ausser Kontrolle gerät», nennt die Zeitung die Geheimdienstaktivitäten der USA. Niemand wisse, wie viel Geld das Labyrinth verschlingt und wer letztlich die Strippen ziehe.

Zweijährige Recherche nötig

Das Ausmass der staatlichen ‹Unterwelt›, das die Zeitung nach eigenen Angaben in zweijährigen Recherchen ermittelt hat, ist gespenstisch: Demnach existieren in den USA sage und schreibe 1271 staatliche Organisationen plus 1931 Privatfirmen, die sich mit Terrorbekämpfung, innerer Sicherheit und Sammeln von Geheimmaterial beschäftigen. Die Dienste sind verteilt auf rund 10 000 verschiedene Örtlichkeiten im ganzen Land.
Insgesamt, so die ‹Washington Post›, beschäftigen die Geheimdienste allein 854 000 Menschen, die auf Herz und Nieren überprüft wurden und als ‹top secret› Geheimdienst-Mitwisser gelten. «Das sind eineinhalb mal soviel Menschen wie in Washington leben», schreiben die Reporter mit kaum verhülltem Erschrecken. Was tun die nur alle?

Super-Agenten völlig überfordert

Aussenstehende im Ausland kennen als US-Geheimdienst meist nur die CIA – die ‹Central Intelligence Agency› in Langley vor den Toren Washingtons. Doch tatsächlich gibt es 16 Spionagebehörden, die nach Schätzungen über ein Budget von mindestens 40 Milliarden Dollar pro Jahr verfügen. Was dabei herauskommt? Allzu häufig Doppelarbeit, Zeitverschwendung oder einfach Chaos. Ein Produkt der Dienste beschreibt der Zeitungsbericht schlichtweg als ‹waste› – Abfall.
Allein zwei Drittel des Geheimmaterials fliesse im Pentagon zusammen – doch da gebe es lediglich eine Handvoll Mitarbeiter, die in alles Einblick haben dürfen. Die Folge: Diese ‹Super Users›, wie die Privilegierten genannt werden, sind völlig überfordert. «Ich werde nicht lange genug leben, um über alles unterrichtet zu werden», wird ein ‹Super User› zitiert.