Historische Wurzeln der Bevölkerungsexplosion

(Aus dem Buch von Bernd Senf: ‹Die Wiederentdeckung des Lebendigen›; Omega Verlag: www.omegaverlag.de ; Bernd Senf: www.berndsenf.de)

Ich möchte auf ein weiteres Problem im Zusammenhang mit Unterentwicklung, Elend, Hunger und Gewalt zu sprechen kommen, welches immer weiter eskaliert und wesentlich zur Verschüttung des Lebendigen beigetragen hat und beiträgt: die Bevölkerungsexplosion.

Wenn wir das beschleunigte Anwachsen der Weltbevölkerung vergleichen mit anderen Wachstumsprozessen, wie sie in der Natur vorkommen, so müssen wir feststellen, dass es sich um ein völlig unnatürliches Wachstum handelt. Überall in der Natur vollziehen sich Wachstumsprozesse organisch: Ein einzelner Organismus, uns Menschen eingeschlossen, wächst anfangs mit beschleunigtem, exponentiellem Wachstum: Aus einer befruchteten Eizelle werden durch Zellteilung zwei, daraus vier, acht, sechzehn, zweiunddreissig, vierundsechzig, hundertachtundzwanzig Zellen. Aber dieses exponentielle Wachstum geht nicht unendlich weiter und kann es auch gar nicht, sondern mündet in eine Phase abgeschwächten, sich verlangsamenden Wachstums ein, bis eine Sättigungsgrenze erreicht ist. Mit Erreichen dieser Grenze ist der Organismus ‹erwachsen›, und Veränderungen finden nur noch in qualitativer Hinsicht statt, der Organismus reift und altert.

Würde ein einzelner Organismus exponentiell immer weiter wachsen, würde er das grössere lebende System, von dem er selbst nur ein Teil ist, immer mehr erdrücken und schliesslich zerstören. Diese Art von Wachstum kennen wir innerhalb des menschlichen Organismus als Krebs.

Nun verfügt allerdings eine ganze biologische Art, z.B. eine Tierart oder eine Pflanzenart, von Natur aus über die Möglichkeit zu exponentiellem Anwachsen ihrer Population (der Zahl ihrer Exemplare). Wenn bei geschlechtlicher Vermehrung aus zwei Eltern im Durchschnitt mehr als zwei Nachkommen (Kinder, Enkel usw.) hervorgehen und überleben, wächst die Population dieser biologischen Art an (wenn andere Einflussgrössen, z.B. die durchschnittliche Lebenserwartung, gleichbleiben). Eine Population, die immer weiter anwächst und dadurch in wachsendes Ungleichgewicht zu anderen Arten ihrer Umgebung und zur Umwelt insgesamt gerät, nennt man ‹Schädling›.