US-Bürger empört über skandalöse Katastrophenhilfe der Bush-Regierung

Arikel-Abschrift von ‹Kölnische Rundschau›
Seite 4, vom Mittwoch, 7. September 2005, Nummer 208

von Friedmann Dietrichs, Klüngel, Pannen und Paralyse

US-Bürger empört über skandalöse Katastrophenhilfe der Bush-Regierung

Washington. Vor einer Woche, als im vom Chaos und Anarchie regierten Stadtzentrum von New Orleans tausende Amerikaner vor laufenden TV-Kameras tagelang um Hilfe flehten und Tausende - so schätzt es Bürgermeister Ray Nagin - elendig in ihren Häusern ertranken, befand sich US-Aussenministerin Condoleezza Rice drei Tage lang in New York. Reporter sichteten die stilbewusste Ministerin auf der noblen Fifth Avenue beim Schuheinkauf und beim Besuch einer Broadway-Show.

Erst am Sonntag, als die Vorwürfe immer lauter geworden waren, die US-Regierung habe zu spät auf die Katastrophe reagiert, weil die Opfer überwiegend Schwarze und Arme seien, wurde sie ins Krisengebiet in ihren Heimatstaat Alabama geschickt. Dort versicherte sie den seit fast einer Woche darbenden Menschen, es könne keine Rede davon sein, dass dem Präsidenten das Schicksal der Schwarzen gleichgültig sei.

Vize-Präsident Dick Cheney erholte sich letzte Woche auf seiner Ranch in Wyoming. Mehrere enge Bush-Berater, darunter auch Republikaner-Parteichef Ken Mehlman, weilten in Griechenland - und machten trotz der historischen Krise keine Anstalten, vorzeitig zurückzukehren. Schliesslich galt es auf einer idyllischen Insel in der Ägäis die Hochzeit von Bush-Kommunikationsberaterin Nicolle Devenish zu feiern.

Und Michael Brown, Chef der US-Katastrophenschutzbehörde ‹Fema›? Als die Nachrichtensender CNN und Fox längst immer verzweifeltere Appelle von Hungernden und Leidenden ausstrahlten, verschanzte sich Brown mit Mitarbeitern in einem Konferenzraum in Washington. Dort beauftragte er sie, eine Organisationsstruktur für den akuten Katastrophenfall auszuarbeiten - ein Plan, der längst fertig in der Schublade hätte liegen sollen. Doch Brown, ein bis dahin unauffälliger Parteibuch-Republikaner, hatte beim Amtsantritt 2004 keinerlei Notfall- und schon gar keine Verwaltungserfahrung vorzuweisen. Seine Referenzen: Zehn Jahre lang leitete er den Verband arabischer Zuchtpferde in den USA - bis zu dem Zeitpunkt, wo ihn sein Vorgänger bei der ‹Fema›, Joe Allbaugh, bei George W. Bush als Nachfolger empfahl.