Leserfrage

«1. Multifaktorielle Genese mit dispositionellen (z.B. genetischen Veränderungen, Entwicklungsstörungen), auslösenden (z.B. Belastungssituationen, inhomogener Entwicklungszustand in unterschiedlichen Bereichen) und aufrechterhaltenden Faktoren (z.B. ungünstige Umgebungsreaktionen auf Stottern, Schamgefühle, Vermeidungsverhalten, verzögerte Sprachentwicklung).
2. Erworbenes Stottern: neurogenes und psychogenes Stottern: Klinisch: schleichender oder plötzlicher Beginn.»

Das Stottern ist nicht selten gedanklich-gefühlsmässig-psychisch bedingt, meist situationsabhängig und tritt besonders auf, wenn mitteilend gesprochen wird, wobei es sich jedoch steigert, wenn gedanklichgefühlsmässige und emotionale Faktoren in Erscheinung treten. Demzufolge verlaufen die Phasen des Stotterns mit unterschiedlicher Ausprägung. Darüber schreibt der Pschyrembel:

«1. Kernsymptomatik: Stottertypische Sprechunflüssigkeiten; unfreiwillige Wiederholungen kurzer Sprachelemente, Dehnungen von Lauten, Artikulations- und Phonationsstopps (Blockierungen);
2. Begleitsymptomatik: motorische (z.B. Anstrengungsverhalten, Mitbewegungen, Atemauffälligkeiten), kognitive (z.B. Tabuisierung, Antizipation von Symptomen, Selbstabwertung als Sprecher [Anm. Billy: Antizipation = Vorgreifen, Vorwegnehmen]), emotionale (z.B. Scham, Sprechangst) und verhaltensbezogene (z.B. Vermeidungsverhalten) Reaktionen auf die (evtl. dadurch zusätzlich verstärkte) Kernsymptomatik; Diagnose: Bei idiopathischem Stottern: Früherkennung wesentlich z.B. Screening-Liste Stottern (Abk. SLS), logopädische Diagnose: u.a. Spontansprachanalyse, Verhaltensbeobachtung.

Therapie: Bei idiopathischem Stottern im Kindesalter logopädische Frühtherapie zur Erhöhung der Remissionschancen (Anm. Billy: Remission = Nachlassen, Rückgang) oder zur Etablierung eines möglichst wenig behindernden Stotterns, Elternberatung; Jugendliche und Erwachsene: logopädische Therapie zur Reduktion von Stotterhäufigkeit und Begleitsymptomatik (motorisch, kognitiv, emotional);
Prognose: Remissionsrate (einschliesslich Therapie) bei idiopathischem Stottern ca. 80%, Remission fast ausschliesslich vor der Pubertät; Heilung des Stotterns im Erwachsenenalter sehr selten.»