Ode an den menschlichen Körper

oder
… über Narzissmus, Körperkulte, den unvermeidbaren Zerfall und das Altern des Menschen

Mit grossem Eifer und professionellem Aufwand werden dem Menschen tagtäglich in Werbungen, Massenmedien und TV-Sportkanälen die putativen resp. vermeintlichen Schönheitsideale, körperlichen Hochleistungen, Gesundheitsideale, erfolgreiche, geliftete Stars und Unterhaltungshelden beiderlei Geschlechts, vermeintliche Wundermenschen und wohlgeformte Körperproportionen vorgeführt. Wallendes und glänzend-glattes Haar, straffer Busen, schmale Hüften, flacher Bauch, gepflegte, faltenfreie und zarte Haut, muskulöse Oberschenkel und stählerne Bizeps – weil Sie es sich wert sind! (Tages-Anzeiger/Zürich vom 19. Juni 2006: Cindy Crawford hat keine Angst vor dem Älterwerden. Christina Aguilera ist stolz auf ihren Körper).
Der Körperkult und die Verehrung des fleischlich-materiellen menschlichen Körpers hat auf unserem Planeten skurrile Formen angenommen. Sportliche Betätigungen und körperliche Ertüchtigung werden über alle Massen hochgepriesen – und der menschliche Körper an seine Leistungsgrenzen getrieben. Die Begriffe Lifestyle, Anti-Aging und Longevity werden als Schlagwörter des Jugendwahns gehandelt und als erstrebenswerte Lebenshaltung moderner Konsum-Religion gepredigt. Das Verleugnen des Älterwerdens durch medizinische oder esoterische Verjüngungskuren und die Jagd nach den neuesten Trends haben Hochkonjunktur. Die Wahl der richtigen Nahrungsergänzungen verheissen dem Menschen, selbst im hohen Alter noch jugendlich, dynamisch und sportlich zu sein, denn Alterserscheinungen, körperliche Gebrechen und das Sterben sind äusserst unmodern geworden. Der ausgeprägte Materialismus und das Leistungsdenken des Menschen zeigen sich auch im Umgang mit seinem fleischlichen Körper. Ein alter Körper gilt heute eher als Last und Bürde denn als Würde und Zeichen von Lebenserfahrung. Dieses fragwürdige, moderne und neuzeitliche Denken verweist aber klar und deutlich auf die Tatsache, dass sich der heutige Mensch seiner eigentlichen Aufgabe, dem Sinn und Zweck seiner fleischlichen Körperlichkeit nicht mehr bewusst ist. In Ermangelung wahrlichen Wissens hat er längst die effective Wahrheit dessen vergessen, dass ihm sein menschlicher Körper lediglich für kurze Zeit zur Entwicklung, Bildung und Evolution seines Bewusstseins und des Geistes als Werkzeug geliehen wurde. Der fleischliche Körper ist dem Menschen lediglich ein diesseitiges Instrument, um seiner evolutiven Geistform und seiner Bewusstseinsform die notwendigen Erfahrungen des materiellen Bereiches zu ermöglichen.