So alltäglich wie Autofahren

oder
Gedanken zu den Ausserirdischen und den fahrenden Sternen

Die Nacht ist klar und ungezählte Sonnen funkeln und glänzen am Firmament. Der Mond hat, von der Sonne hell erleuchtet, schon bald wieder seine volle Grösse und die höchste Leuchtkraft erreicht. Meine Nachtwache verläuft ruhig, die Luft in Hinterschmidrüti ist mild und mit dem Duft von Heu, allerlei Blüten, Blumen und Pflanzen geschwängert. Ich drehe meine Runden und blicke immer wieder erwartungsvoll zu der glitzernden Sternenpracht empor.

Gemächlich ziehen fahrende Sterne am nächtlichen Himmel ihre Bahn und verkünden mir tröstlich, auf dieser oftmals so verrückten, verdrehten, verkehrten und dennoch so wunderschönen Erdenwelt und im Weltenraum nicht ganz allein zu sein. Von der schlafenden Menschheit gänzlich unbemerkt, fährt ein «fahrendes Licht» auf geradem Kurs Nord-Süd über Hinterschmidrüti hinweg. Kurz danach folgt ein zweites in der gleichen Richtung. Weitere sind zu sehen in fast regelmässigen Abständen. Gedanken und Fragen jagen mir bei diesem Anblick durch den Kopf. Wehmütiges Sehnen und sanftes Fernweh gesellt sich dazu. Auch Wehmut nach dem, was die Menschen «Heimat» nennen, macht sich breit.

Wer sind sie wohl, die weit oben am nächtlichen Himmel und so unerreichbar weit entfernt die Leucht-fahrzeuge lenken. Sind die fahrenden Sterne überhaupt bemannt oder sind sie ferngesteuert von geschickter und weit entlegener Hand? Sind die Insassen von grossem Wuchs oder zwergenhaft? Ist das «Ding» eine Telemeterscheibe oder wirklich gar ein Schiff? Wer weiss!

Scheinbar unüberwindbare Distanzen und unendliche Weiten liegen im dunklen Universumsraum verborgen. Doch von entfernten Galaxien, Gasnebel-Formationen und Systemen kommend, haben die fahrenden Sterne den Weg zu uns auf unsere Heimatwelt gefunden. Sie sind uns so nah, und dennoch im Denken und Bewusstsein des Erdenmenschen so weit entfernt.

Schon wieder ziehen sie über das sternendichte Firmament und ich verfolge ihre Bahn. Über welche Themen sich die Insassen der fahrenden Sterne wohl gerade unterhalten? Sind sie überhaupt zu zweit, alleine oder gar viele mehr? Wie mögen sie wohl aussehen? Sind sie männlich, weiblich, liiert oder vielleicht ein Paar? Woher sie wohl kommen mögen? Wie und wo leben ihre Familien? Welche Sprache sprechen sie und was hat sie bewogen, uns hier zu besuchen? War es die Not oder der Forscherdrang? Quält sie gerade ein Bedürfnis menschlichster Art? Sind sie sich einig über Kurs und Ziel oder will der eine dahin und der andere dorthin? Suchen sie den Frieden, streben sie nach Einheit und nach Harmonie oder lieben sie die Eroberung? Fragen über Fragen.

Mir wird wieder einmal klar und deutlich bewusst, dass auch die Piloten der «fahrenden Lichter» resp. «der fahrenden Sterne» auch nur Menschen sind. Ausserirdische allerdings, die auf der Suche nach Antworten durch das Weltenall reisen; mit langen oder kurzen Ohren, krummen oder geraden Nasen, mit einem oder drei Augen, mit Flughäuten oder Zehen, Haaren, Fellen oder einer Schuppenhaut, blau, grün, weiss, braun, gelb oder dunkelrot.

Es sind auch Menschen wie wir, die wir vielleicht mal schnell mit dem Auto eine Runde um die Ecke oder um den Garten drehen. Nur ist ihre kurze Spritzfahrt quer durch den Galaxiengarten von anderer Dimension und grösserer Tragweite. Sie, die Fremden hoch über mir, haben den Sprung durch Raum und Zeit geschafft, um hier vorbeizufahren, vielleicht nur, um kurz «Hallo» zu sagen.

So ziehen sie gemächlich und in Hunderten von Kilometern Höhe durch die Nacht. Doch es ist unsere Nacht und wie alles relativ. Bereits in wenigen Minuten werden sie in ihrer Höhe nach einer kleinen Kursänderung das helle Tageslicht der anderen Planetenseite sehen. Selbst das ist für uns ein Ding der Unmöglichkeit, wenn wir wie angewurzelt auf dem Boden stehen und in die Höhe blicken.